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IHK Trier


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01.07.2025

Weinsektor unter Handlungsdruck

Erster länderübergreifender Branchentreff der Weinwirtschaft in Trier

Mehr als 100 Gäste aus Weinwirtschaft, Politik, Wissenschaft und Verwaltung kamen im Tagungszentrum der IHK Trier zum Branchentreff der Weinwirtschaft zusammen. Die IHK und der Bundesverband der Deutschen Weinkellereien hatten gemeinsam mit dem Verband Deutscher Sektkellereien, dem Bundesverband Wein und Spirituosen International sowie erstmals auch mit der Luxemburger Weinbranche und dem Weinbauinstitut (Institut Viti-Vinicole) zu diesem länderübergreifenden Austausch eingeladen.

Steigende Kosten und Kaufzurückhaltung

In seiner Begrüßung skizzierte Thomas Loosen, Vorsitzender des IHK-Weinausschusses, die aktuelle Lage der Branche: Die ökonomischen Rahmenbedingungen blieben angespannt, die Produktion sei von steigenden Kosten entlang der gesamten Lieferkette betroffen – von Energie über Material bis hin zu Personal und Logistik. Gleichzeitig drückten Inflation und Kaufzurückhaltung auf den Absatz.
Große Sorgen bereite insbesondere die Handelspolitik der USA mit ihren willkürlich schwankenden Strafzöllen, die den Export – etwa für Moselriesling – massiv erschwerten. Hinzu komme eine zunehmende Regulierungsdichte in der Alkoholpolitik auf europäischer Ebene, die den differenzierten Umgang mit Wein als Kulturgut gefährde. Der verantwortungsvolle Weingenuss dürfe nicht unter Generalverdacht gestellt werden, so Loosen. Kampagnen wie Wine in Moderation und VITAEVINO seien daher wichtige Instrumente, denen mehr Sichtbarkeit und Unterstützung zukommen müsse.

EU-Perspektiven und Weichenstellungen

Auch die politischen Rednerinnen machten deutlich, dass die Branche vor tiefgreifenden Veränderungen steht. Martine Hansen, Weinbauministerin in Luxemburg, warb für eine enge europäische Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung in Krisenzeiten. Neue Synergien versprach sie sich durch ein verbessertes Zusammenwirken von Wein und Tourismus.
Christine Schneider, Mitglied des Europäischen Parlaments, erläuterte die Perspektiven der neuen EU-Kommission und stellte die Arbeit der „High-Level-Group Wein“ vor. Diese habe mit dem angestoßenen „Weinpaket“ erste konkrete Maßnahmen für eine stärkere Unterstützung des Sektors auf den Weg gebracht. Entscheidend sei nun die zeitnahe Umsetzung und die konsequente Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Betriebe.
Daniela Schmitt, Wirtschafts- und Weinbauministerin von Rheinland-Pfalz, betonte ebenfalls die Bedeutung schlanker und praxistauglicher Förder- und Kennzeichnungsvorgaben. Sie forderte mehr Raum für unternehmerisches Handeln und eine stärkere Fokussierung auf Absatzförderung, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit.

Branchenbefragung und Zukunftsszenarien
Einen wissenschaftlich fundierten Überblick über die aktuellen Entwicklungen gab Prof. Dr. Ulrich Fischer, Leiter des Instituts für Weinbau und Önologie am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz. Die Ergebnisse einer umfassenden Branchenbefragung verdeutlichten den großen Handlungsdruck, unter dem sich der europäische Weinsektor derzeit befindet. Themen wie ein europaweiter Anbaustopp, Flächenstilllegungen oder Rotationsbrache rückten stärker in den Fokus.
Gleichzeitig müssten die Rahmenbedingungen für die Unternehmen spürbar verbessert werden – durch einen konsequenten Bürokratieabbau, verstärkte Inlands- und Exportförderung sowie durch die enge Verzahnung von Weinwirtschaft und Tourismus. Fischer forderte: „Die Politik muss die Rahmenbedingungen für Weinbau und Weinvermarktung entrümpeln. Nur so entsteht Raum für Innovation, Eigeninitiative und unternehmerischen Erfolg.“  
Der Branchentreff 2025 zeigte eindrücklich: Die Weinwirtschaft steht vor großen Herausforderungen – aber auch vor der Chance, sich mit klaren Konzepten und einer modernen, konsumentenorientierten Ausrichtung zukunftsfähig aufzustellen.

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