01.01.2014
Jammern hilft nicht!
Dieser Text ist vom 01.01.2014 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Wie zwei Unternehmer mit den gegebenen Standortfaktoren umgehen
Erfolgreiche Unternehmen sind selten losgelöst von Standort und Rahmenbedingungen zu betrachten. Vom Einfluss der Rahmenbedingungen auf ihre Betriebe berichten zwei Firmenchefs aus der Region.
Als der Fuhrunternehmer Nikolaus Eiden in den 30er-Jahren in Kenn (Verbandsgemeinde Schweich) den Grundstein für das Kenner Betonwerk legte, konnte er nicht ahnen, wie strategisch günstig sich dieser Standort entwickeln würde. Zwar lagen schon damals die eigenen Gruben, aus denen Sand und Moselkies gewonnen wurden, gegenüber dem Firmensitz. Das „Geschenk“ der vor dem Gelände verlaufenden Autobahn 602 erhielt die Firma aber erst Jahrzehnte später.
„Von der Verkehrsanbindung her ist unsere Lage traumhaft, mit Geld nicht zu bezahlen“, sagt Nikolaus Eiden. Gemeinsam mit vier Cousins führt er in dritter Generation die Geschäfte der Kenner Betonwerk Eiden GmbH. Die Produktion von Betonfertigteilen für den Tiefbau, von Transportbeton sowie das Gewinnen und Aufbereiten von Sand und Kies aus den eigenen Gruben sind die Hauptsäulen des Betriebs.
70 Mitarbeiter an drei Standorten in Kenn und einem in Niersbach/Eifel zählt er. Probleme, Mitarbeiter zu finden, hat das Unternehmen laut Nikolaus Eiden nicht. „Wir benötigen wenige Fachkräfte, können Kräfte anlernen.“
Über die Autobahn-Situation hinaus beurteilt Eiden den Standort positiv. „Wir haben die Rohstoffe idealerweise direkt vor der Tür.“ Zudem liege der Betrieb nah zu den Absatz- und Beschaffungsmärkten. Äußerst günstig sei die Lage auch hinsichtlich der klimatischen Bedingungen. „Im Vergleich zu einem Mitbewerber aus Bitburg beispielsweise können wir in der kalten Jahreszeit länger produzieren, weil es bei uns bis zu vier Grad wärmer ist als in der Eifel.“
Wünschenswert sei „die längst überfällige“ Verkehrsanbindung durch den Lückenschluss A 1 und den Moselaufstieg.
„Sehr, sehr schlecht ausgebaut ist außerdem die Breitband-Versorgung in Kenn. Wir mussten eigene, teure Standleitungen zu unserer Verwaltung legen, und die brechen immer noch zusammen“, kritisiert der Unternehmer. „Leistungsfähige Mobilfunk-Verbindungen gibt es ebenfalls nicht.“
Als großes Ärgernis beschreibt er zudem die „ausufernde Bürokratie“. „Genehmigungsverfahren werden immer langwieriger und teurer. Die einst propagierte Idee des papierlosen Büros hat sich ins Gegenteil verkehrt. Und ich fürchte, das wird alles noch schlimmer.“
Beinahe identisch hinsichtlich der Kritikpunkte äußert sich Theo teBaay, Geschäftsführer der Rauschert Oberbettingen GmbH. Seit 1950 existiert der Standort in der Verbandsgemeinde Hillesheim. Die GmbH ist Teil der internationalen, konzernunabhängigen und familiengeführten Rauschert Unternehmensgruppe mit rund 1 200 Mitarbeitern.
Während das in fünfter Generation geführte Konsortium an seinen übrigen elf Fertigungs-Standorten auch technische Keramikprodukte herstellt, werden in Oberbettingen seit 2010 ausschließlich technische Kunststoffprodukte entwickelt und produziert. Hauptabsatzmärkte: die Bereiche „Weiße Ware“ und Sicherheitstechnik.
„Viel Kampf und viel Krampf“ verbindet teBaay mit dem Thema Datennetz. Lange und erfolglos habe er bei einem Anbieter einen „ganz normalen Hochgeschwindigkeitsanschluss“ beantragt. Für die Lösung bei einem privaten Anbieter müsse das Unternehmen kräftig zahlen – etwa das Zehnfache des üblichen Preises.
Auch ein anderes Netz, nämlich das des Stromversorgers, treibt ihm Sorgenfalten auf die Stirn. „In Ausbau und Erneuerung wird zu wenig investiert. Dabei werden die Netz-Kapazitäten für den Strom-Transport mittelfristig erschöpft sein. Auch wenn wir aktuell noch keine Probleme haben, betrachte ich das mit großer Sorge.“ Stromschwankungen von einer Zehntel-Sekunde brächten alle Maschinen zum Stehen.
Wie Eiden stoßen teBaay die zunehmende „Regulierungswut“ und Bürokratisierung heftig auf. „Da diskutiert man beispielsweise beim Bau einer neuen Halle mit der Behörde wochenlang über eine Fensterhöhe von fünf Zentimetern.“
Das Rekrutieren geeigneter Mitarbeiter beschreibt er als „permanente Herausforderung“ – nicht nur im akademischen Bereich. „Wir haben auch Probleme, geeignete Auszubildende zu finden.“
Das Nachwuchs-Problem auf höherer Ebene hat teBaay schließlich unternehmerisch gelöst. Mit anderen Unternehmern und in Kooperation mit dem Überbetrieblichen Ausbildungszentrum Wittlich und dem Umweltcampus Birkenfeld hat er 2008 einen dualen Studiengang „Produktionstechnik“ aufgebaut.
Die erste Rauschert-Absolventin ist gerade fertig und von ihm übernommen worden. „Bei diesem wie anderen schwierigen Standortfaktoren muss man als Unternehmer selber tätig werden und sich um Lösungen bemühen. Jammern hilft nichts.“
Als der Fuhrunternehmer Nikolaus Eiden in den 30er-Jahren in Kenn (Verbandsgemeinde Schweich) den Grundstein für das Kenner Betonwerk legte, konnte er nicht ahnen, wie strategisch günstig sich dieser Standort entwickeln würde. Zwar lagen schon damals die eigenen Gruben, aus denen Sand und Moselkies gewonnen wurden, gegenüber dem Firmensitz. Das „Geschenk“ der vor dem Gelände verlaufenden Autobahn 602 erhielt die Firma aber erst Jahrzehnte später.
„Von der Verkehrsanbindung her ist unsere Lage traumhaft, mit Geld nicht zu bezahlen“, sagt Nikolaus Eiden. Gemeinsam mit vier Cousins führt er in dritter Generation die Geschäfte der Kenner Betonwerk Eiden GmbH. Die Produktion von Betonfertigteilen für den Tiefbau, von Transportbeton sowie das Gewinnen und Aufbereiten von Sand und Kies aus den eigenen Gruben sind die Hauptsäulen des Betriebs.
70 Mitarbeiter an drei Standorten in Kenn und einem in Niersbach/Eifel zählt er. Probleme, Mitarbeiter zu finden, hat das Unternehmen laut Nikolaus Eiden nicht. „Wir benötigen wenige Fachkräfte, können Kräfte anlernen.“
Über die Autobahn-Situation hinaus beurteilt Eiden den Standort positiv. „Wir haben die Rohstoffe idealerweise direkt vor der Tür.“ Zudem liege der Betrieb nah zu den Absatz- und Beschaffungsmärkten. Äußerst günstig sei die Lage auch hinsichtlich der klimatischen Bedingungen. „Im Vergleich zu einem Mitbewerber aus Bitburg beispielsweise können wir in der kalten Jahreszeit länger produzieren, weil es bei uns bis zu vier Grad wärmer ist als in der Eifel.“
Wünschenswert sei „die längst überfällige“ Verkehrsanbindung durch den Lückenschluss A 1 und den Moselaufstieg.
„Sehr, sehr schlecht ausgebaut ist außerdem die Breitband-Versorgung in Kenn. Wir mussten eigene, teure Standleitungen zu unserer Verwaltung legen, und die brechen immer noch zusammen“, kritisiert der Unternehmer. „Leistungsfähige Mobilfunk-Verbindungen gibt es ebenfalls nicht.“
Als großes Ärgernis beschreibt er zudem die „ausufernde Bürokratie“. „Genehmigungsverfahren werden immer langwieriger und teurer. Die einst propagierte Idee des papierlosen Büros hat sich ins Gegenteil verkehrt. Und ich fürchte, das wird alles noch schlimmer.“
Beinahe identisch hinsichtlich der Kritikpunkte äußert sich Theo teBaay, Geschäftsführer der Rauschert Oberbettingen GmbH. Seit 1950 existiert der Standort in der Verbandsgemeinde Hillesheim. Die GmbH ist Teil der internationalen, konzernunabhängigen und familiengeführten Rauschert Unternehmensgruppe mit rund 1 200 Mitarbeitern.
Während das in fünfter Generation geführte Konsortium an seinen übrigen elf Fertigungs-Standorten auch technische Keramikprodukte herstellt, werden in Oberbettingen seit 2010 ausschließlich technische Kunststoffprodukte entwickelt und produziert. Hauptabsatzmärkte: die Bereiche „Weiße Ware“ und Sicherheitstechnik.
„Viel Kampf und viel Krampf“ verbindet teBaay mit dem Thema Datennetz. Lange und erfolglos habe er bei einem Anbieter einen „ganz normalen Hochgeschwindigkeitsanschluss“ beantragt. Für die Lösung bei einem privaten Anbieter müsse das Unternehmen kräftig zahlen – etwa das Zehnfache des üblichen Preises.
Auch ein anderes Netz, nämlich das des Stromversorgers, treibt ihm Sorgenfalten auf die Stirn. „In Ausbau und Erneuerung wird zu wenig investiert. Dabei werden die Netz-Kapazitäten für den Strom-Transport mittelfristig erschöpft sein. Auch wenn wir aktuell noch keine Probleme haben, betrachte ich das mit großer Sorge.“ Stromschwankungen von einer Zehntel-Sekunde brächten alle Maschinen zum Stehen.
Wie Eiden stoßen teBaay die zunehmende „Regulierungswut“ und Bürokratisierung heftig auf. „Da diskutiert man beispielsweise beim Bau einer neuen Halle mit der Behörde wochenlang über eine Fensterhöhe von fünf Zentimetern.“
Das Rekrutieren geeigneter Mitarbeiter beschreibt er als „permanente Herausforderung“ – nicht nur im akademischen Bereich. „Wir haben auch Probleme, geeignete Auszubildende zu finden.“
Das Nachwuchs-Problem auf höherer Ebene hat teBaay schließlich unternehmerisch gelöst. Mit anderen Unternehmern und in Kooperation mit dem Überbetrieblichen Ausbildungszentrum Wittlich und dem Umweltcampus Birkenfeld hat er 2008 einen dualen Studiengang „Produktionstechnik“ aufgebaut.
Die erste Rauschert-Absolventin ist gerade fertig und von ihm übernommen worden. „Bei diesem wie anderen schwierigen Standortfaktoren muss man als Unternehmer selber tätig werden und sich um Lösungen bemühen. Jammern hilft nichts.“