Sie sind weit mehr als idyllische Lebens-, Natur- und Erholungsräume – ländliche Regionen sind wirtschaftliche Kraftzentren, Innovationsmotoren und Schlüsselakteure der Transformation. Mit rund der Hälfte der gesamtwirtschaftlichen und fast zwei Dritteln der industriellen Bruttowertschöpfung tragen sie maßgeblich zu Wohlstand, Beschäftigung und Innovationskraft in Deutschland bei.
Tagtäglich zeigen zahlreiche "Hidden Champions" und viele mittelständische Betriebe – von Händlern über Zulieferer bis hin zu touristischen Anbietern sowie Dienstleistern, welches Potenzial in ländlichen Regionen steckt.
Aktive Treiber der Transformation
Trotz dieser Bedeutung werden ländliche Räume in der öffentlichen Wahrnehmung häufig unterschätzt und allzu oft auf die Rolle als Anhängsel urbaner Zentren reduziert. Dabei sind sie eigenständige Impulsgeber, Partner auf Augenhöhe und aktive Gestalter des Wandels: Ländliche Regionen bieten Flächen, Ressourcen und Standortvorteile, die für die Transformationsaufgaben unserer Zeit unverzichtbar sind.
So befinden sich hier etwa 95 Prozent der installierten Onshore-Windenergie-Leistung und 98 Prozent der Freiflächen-Photovoltaikanlagen. Auch beim Thema Mobilität können ländliche Räume eine Vorreiterrolle einnehmen, etwa bei der Erprobung des autonomen Fahrens.
Passgenaue Maßnahmen statt pauschaler Lösungen
Gleichzeitig stehen diese Regionen vor zahlreichen, teils spezifischen Herausforderungen, etwa bei der Sicherstellung von Nah- und Gesundheitsversorgung, der Mobilität oder beim Umgang mit Flächenressourcen. Hier braucht es individuelle Lösungsansätze, die den jeweiligen Gegebenheiten vor Ort gerecht werden.
Innovative Konzepte wie digitale Gesundheitsanwendungen, On-Demand-Verkehre oder vollautomatisierte Kleinstsupermärkte – sogenannte Smart Stores – können die Versorgung gerade in dünn besiedelten Gebieten deutlich verbessern. Damit diese Ansätze wirken können, sind verlässliche und rechtssichere Rahmenbedingungen nötig. Ein Beispiel: die Öffnungsmöglichkeiten von Smart Stores an Sonn- und Feiertagen. Hier könnten entsprechende Regelungen aus Mecklenburg-Vorpommern, Bayern, Hessen oder Sachsen-Anhalt als Vorbild dienen.
Fachkräfte für ländliche Räume gewinnen und sichern
Eine zentrale Herausforderung bleibt das Thema Fachkräfte. Viele ländliche Regionen stehen durch den demografischen Wandel und die Abwanderung junger Menschen in städtische Ballungszentren unter besonderem Druck. Dabei bergen sie enormes Potenzial: Rund 60 Prozent aller Ausbildungsplätze werden "auf dem Land" bereitgestellt. Um diese Standorte dauerhaft zu sichern, schlägt die DIHK unter anderem vor, die Mindestgröße von Klassen zu senken, Blockunterricht zu stärken sowie die Zusammenbeschulung affiner Ausbildungsberufe zu ermöglichen.
Acht Handlungsfelder für starke ländliche Regionen
Diese und weitere Vorschläge hat die DIHK – gebündelt in acht zentralen Handlungsfeldern – in einem Positionspapier zusammengefasst, das Sie hier abrufen können.
Standortpolitik
Dr. Matthias Schmitt
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