Sprungmarken zu den wichtigsten Seitenabschnitten


Suche Hauptnavigation A-Z Übersicht Hauptinhalt Servicelinks


IHK Trier


Seitenkopf

Seitenhauptinhalt

  • 01.01.2023

    Endlich die eigene Chefin sein!

    IHK-Gründerinnenpreisträgerinnen berichten aus der Praxis

  • Foto: Kevin Gläser
    Existenzgründung und Unternehmensförderung

    Kevin Gläser

    Tel.: 0651 9777-530
    Fax: 0651 9777-505
    glaeser@trier.ihk.de


Dieser Text ist vom 01.01.2023 und könnte inhaltlich veraltet sein.
SIE SIND MUTIG, ZIELSTREBIG, SUCHEN DIE HERAUSFORDERUNG UND WÜNSCHEN SICH VOR ALLEM, SICH SELBST ZU VERWIRKLICHEN UND IHRE EIGENE CHEFIN ZU SEIN. FÜR IHRE GESCHÄFTSIDEEN UND DEN SCHRITT IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT SIND MICHELLE WERGEN, ANNIKA WAGNER, KRISTINA AL BADEISH UND BARBARA KREBS MIT DEM GRÜNDERINNENPREIS 2022 DER IHK TRIER AUSGEZEICHNET WORDEN.

Noch sind sie in der Minderheit. Von 3613 Firmenneugründungen in der Region Trier im Jahr 2021 gehen 1176 auf das Konto von Frauen. Das entspricht dem Bundestrend, weiß Kevin Gläser, Referent Unternehmensförderung und Umwelt bei der IHK Trier. „Ein Drittel aller Firmenneugründungen wird von Frauen initiiert, mehr als die Hälfte davon im Nebenerwerb. Sich selbstständig zu machen, ist immer noch ein von Männern dominiertes Thema. Das soll nicht so bleiben!“
Um das Thema stärker in den Fokus zu rücken, Frauen zu ermutigen und sie zu unterstützen, hat die IHK Trier 2019 den Gründerinnenpreis ins Leben gerufen. Unter dem Motto „SELBSTständig IST DIE FRAU“ waren Frauen im vergangenen Jahr zum zweiten Mal aufgerufen, sich mit ihrer Gründungsidee aus dem Jahr 2021 oder 2022 zu bewerben. Unter anderem musste ein aussagekräftiger Businessplan eingereicht werden.
„Die Bandbreite an Bewerbungen war sowohl von der Branchenvielfalt her als auch vom Reifegrad der Konzepte groß. Es gab viele erfolgversprechende Bewerbungen“, so Gläser. Daher entschied sich die – unter anderem mit zwei etablierten Unternehmerinnen besetzte – Jury dazu, nicht nur eine Gewinnerin zu prämieren.
Beim Gründerinnenfest Anfang November in der IHK Trier wurde Michelle Wergen aus Hillesheim mit dem ersten Platz ausgezeichnet. Annika Wagner aus Traben-Trarbach und Kristina Al Badeish aus Trier sicherten sich den zweiten Platz. Barbara Krebs aus Neumagen-Dhron erhielt einen Sonderpreis für das Thema „Unternehmensnachfolge“.

„In fünf Jahren bin ich selbstständig“
Michelle Wergen hatte ihr berufliches Ziel von Anfang an glasklar vor Augen. „Ich möchte in fünf Jahren selbstständig sein.“ Das erklärte sie selbstbewusst während eines Azubi-Tags in ihrem Ausbildungsbetrieb, nur wenige Tage nach dem Start ihrer Lehre zur Kauffrau im Einzelhandel. Und zwar vor „versammelter Mannschaft“. Lachend erinnert sich die heute 29-Jährige: „Es waren alle da, der Ausbildungsleiter, die Kollegen, die eingeladenen Eltern, und wir neuen Azubis wurden nach unseren beruflichen Vorstellungen gefragt. Daraufhin habe ich diesen Satz rausgehauen.“ Die Reaktion? „Alle haben gelacht.“
Fakt ist: Seit Januar 2021 ist Michelle Wergen mit ihrem Unternehmen in Hillesheim selbstständig. Hieß dieses bei Firmengründung noch MW Textildruck-Sports & Work, hat Wergen es mit dem Umzug von Wiesbaum in die Alte Molkerei in Anlehnung an die Adresse Am Stockberg 10 zum Januar 2022 in WERK10 umbenannt. Mit WERK10 bietet die Jung-Unternehmerin eine Adresse für Arbeits- und Berufsbekleidung sowie Kleidung aus dem Freizeit- und Sportbereich. Diese wird auf Kundenwunsch in der eigenen Textilveredelung in verschiedenen Verfahren bedruckt oder bestickt.
Die so genannte Textil-Veredelung, das Bedrucken mittels Flex-, Flock- oder Digitaldruck, hat Wergen bereits in ihrer Ausbildung bei einem großen Sportfachhändler gelernt. Für die zu veredelnde Kleidung habe sie sich intensiv mit dem Thema befasst und bei der Suche nach entsprechenden Lieferanten darauf geachtet, dass diese gute Qualität bieten.
Die Geschäftsidee zu WERK10 ist aus ihrer vorherigen Tätigkeit erwachsen. Der Schritt, sich selbstständig zu machen, war gewissermaßen unvermeidlich. Nach ihrer Ausbildung ist die ehrenamtlich tätige Trainerin einer A-Jugendmannschaft in der Rheinland-Liga der Branche treu geblieben und zu einem ebenfalls renommierten Sportfachhändler in der Region gewechselt. Nach vier Monaten wurde sie Filialleiterin und betreute zahlreiche Firmen und Vereine. Als sie sich entschloss, ihren Partner in Vollzeit in seinem damals noch bestehenden Unternehmen zu unterstützen, ergab sich die Möglichkeit, als Subunternehmerin in ihrer bisherigen Branche zu arbeiten. Dies sollte allerdings nur von kurzer Dauer sein.
„Bereits Ende 2020 hatte ich nach drei Monaten als Subunternehmerin den Umsatz eines Kleingewerbes gesprengt und brauchte eine neue Lösung“, erzählt Wergen. So meldete sie zum 1. Januar 2021 ein Vollgewerbe an.
Das bisherige Ergebnis spricht für sich: „2021 haben wir mehr als 150 000 Euro Umsatz gemacht. Das war schon cool.“ Inzwischen ist ihr Partner in ihrem Unternehmen angestellt, fünf Aushilfen gehören zum Team. Auch räumlich ist das noch junge Unternehmen innerhalb kürzester Zeit über sich hinausgewachsen. Zu anfänglichen drei Büros und einem Textilveredelungsbereich auf rund 125 Quadratmetern sind im April 240 Quadratmeter für Lager und Verkaufsraum in einer angemieteten Halle hinzugekommen.
Wie dies in der kurzen Zeit gelingen konnte? „Durch meine berufliche und die langjährige Tätigkeit als Trainerin bin ich ziemlich bekannt. Meine heutigen Kunden haben mir von Anfang an vertraut, und auch ich habe mir selbst vertraut. Und ich habe die Rückendeckung meiner Familie und meines Partners.“
Ein Risiko einzugehen, ängstige sie nicht. Auch der hohe persönliche Einsatz, den die Selbstständigkeit fordert, sei nichts, was sie störe: „Ich arbeite gerne, liebe, was ich tue. Auch wenn ich gedacht hätte, dass man den einen oder anderen Tag mehr an Freizeit hat, kann ich gut damit leben, wie es ist. Denn ich bin überzeugt, dass man das eines Tages zurückbekommt.“
Auf die Frage nach für sie unerlässlichen Eigenschaften, die jemand haben sollte, der sich selbstständig machen möchte, antwortet Wergen: „Man sollte Mut haben, positiv denken können und die Einstellung haben, dass es für alles eine Lösung gibt. Herausforderungen annehmen, statt zu jammern.“  
Michelle Wergen wäre wohl nicht sie selbst, hätte sie nicht jetzt schon weitere Ziele. „Mein Ziel ist, dass wir uns weiter stark etablieren, auch überregional. Wir haben vieles vor, wollen wachsen – auch räumlich. Und ich möchte ein starker Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb sein.“ Dafür macht sie übrigens gerade den Ausbildungsschein.

„Ich bin mehr als zufrieden“
Mit einer Franchise-Filiale hat sich Kristina Al Badeish Ende Oktober 2021 in der Trierer Paulinstraße selbstständig gemacht. Dort eröffnete sie eine MUNDFEIN Pizzawerkstatt-Adresse mit Lieferservice und kleinem Bistro (18 Plätze). Dabei war das Thema Selbstständigkeit für die 35-Jährige kein Neuland. Zuvor hatte die gelernte Köchin bereits drei Jahre lang ein Café in Schweich geführt, was sie jedoch wegen ihrer beiden kleinen Kinder aufgab. Nach einer vierjährigen Kinderpause keimte in ihr wieder der Wunsch auf, sich selbstständig zu machen.
„Da mein Mann und ich viele Bekannte haben, die mit Franchise-Unternehmen im Food-Bereich gute Erfahrungen gemacht haben, habe ich mich in einem entsprechenden Portal umgesehen. Durch Zufall bin ich auf MUNDFEIN gestoßen“, erzählt die gebürtige Triererin. „Das Konzept und den Namen fand ich toll, deshalb habe ich mich sehr schnell mit der Zentrale in Ratingen in Verbindung gesetzt und bin dort hingefahren.“
Die Chemie zwischen ihr und den MUNDFEIN- Ansprechpartnern habe von Anfang an gestimmt. Ihr sei ein Unternehmensberater empfohlen worden, der sie unter anderem beim Erstellen eines Businessplans unterstützt habe. Auch ein passendes Ladenlokal sei schnell gefunden worden.
Dann allerdings sollte eine unvorhersehbare Hängepartie beginnen, die den Zeitpunkt des Unternehmensstarts deutlich nach hinten verschob. „Der Architekt, der für MUNDFEIN bereits andere Filialen geplant hatte, war plötzlich unauffindbar verschwunden. Und so wurde aus den für die Umbauzeit veranschlagten drei bis vier Monaten plötzlich fast ein Jahr.“ Eine aufregende Zeit, die Nerven gekostet habe. Den Gedanken, alles hinzuschmeißen, habe sie dennoch nie gehabt. „Da musste ich eben durch. Wenn man ein Ziel und den festen Willen hat, schafft man das.“
Geschafft hat sie seit der Eröffnung ihres Unternehmens vor etwas mehr als einem Jahr deutlich mehr, als sie sich vorgestellt hat. „Es ist sehr gut angelaufen und hat meine Erwartungen übertroffen. Ich hatte nicht mit soviel Zulauf gerechnet. Ganz klar: Ich bin mehr als zufrieden.“
MUNDFEIN sei eigentlich eher im Norden bekannt. Dass sich der Anbieter von Pizza, Pasta, Salat und Snacks dennoch auch in Trier so schnell positiv herumgesprochen habe, schreibt die zweifache Mutter im ersten Schritt der Internetpositionierung zu. „Wir waren bei Lieferando lange Zeit ganz oben aufgeführt.“ Außerdem hätten die Lieferautos mit ihrer auffälligen Beschriftung wohl für Aufmerksamkeit gesorgt.  
Im zweiten Schritt hätten schließlich das Konzept und die Qualität der angebotenen Speisen die Neugründung in Trier befeuert. „MUNDFEIN wirbt mit der Frische, und das leben wir aus voller Überzeugung“, erläutert Al Badeish. Alles werde jeden Tag frisch gekocht und zubereitet, der Pizzateig ruhe 24 Stunden. Teil des Konzepts seien zudem die speziellen Heiztaschen, die bei der Auslieferung in den Autos auf Wärmestationen weiterbeheizt werden sowie Verpackungen, die nicht aufweichen.
„Ich bin richtig dankbar dafür, dass wir sehr viele Stammkunden haben und durchweg positive Rückmeldungen bekommen“, sagt die Unternehmerin. Die positive Resonanz sei das, was sie täglich antreibe.
Statt anfänglich 16 Mitarbeitenden beschäftigt sie inzwischen 28. Sie selbst kümmere sich um die Geschäftsführung, stehe nur noch selten in der Küche. Dass die Selbstständigkeit einen hohen Preis fordert, bestreitet sie nicht. Dennoch würde sie sie nicht eintauschen wollen. „Ja, es ist viel Verantwortung. Man verbringt viel Zeit damit, ist ständig selbstständig. Aber für mich steht, seit ich das Café hatte, fest, dass ich selbstständig sein möchte. Ich fühle mich freier und flexibler, schätze es ungemein, mein eigener Chef zu sein.“ Was es brauche für diesen Schritt? „Man muss ehrgeizig sein, ein festes Ziel vor Augen haben.“ Dabei hat auch sie die nächsten Schritte bereits im Visier: „Erst ging es darum, zu überleben, jetzt habe ich Blut geleckt. Jetzt, wo ich weiß, dass ich angenommen werde und es mir großen Spaß macht, könnte ich mir weitere Filialen vorstellen. Ich möchte noch mehr Menschen von MUNDFEIN begeistern.“

„Es ist mir eine Herzensangelegenheit“
In einem gänzlich anderen Bereich startet mit Beginn dieses neuen Jahres Annika Wagner in Traben-Trarbach in die Selbstständigkeit. „Systemische Beratung Wagner“ heißt die Unternehmung, mit der sich die 39-Jährige auf durchaus schwieriges Terrain begibt. Sie möchte unter anderem Opfer sexualisierter Gewalt und Misshandlung ganzheitlich beraten und begleiten. Ihr Fokus liegt auf Kindern und betroffenen Familiensystemen. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, und es ist eine Lücke, wie ich festgestellt habe. Wenn man die Chance hat, bei kleinen Kindern anzusetzen, bedeutet das auch die Chance, ihr Leben positiver zu gestalten“, ist Wagner überzeugt.
Die Geschäftsidee für ihre Unternehmung rührt aus dem Thema, das sie sich für ihre Masterarbeit zum Abschluss des Studiengangs Systemische Beratung an der TU Kaiserslautern gesucht hat. Unter der Überschrift „EINZIGARTIG – ICH BIN ICH!“ hat sie zwischen Oktober 2021 und März 2022 ein Handlungskonzept für die Neuausrichtung der Opferberatung im Kontext sexualisierter Gewalt entwickelt. Erste Berührungspunkte mit dem Thema habe sie jedoch bereits zu Abiturzeiten gehabt, nachdem sie entsprechende Artikel gelesen und sich mit Studien zu den sozio-ökonomischen Auswirkungen auseinandergesetzt hatte.
Fremd ist ihr die Arbeit mit Kindern ohnehin nicht. So hat die studierte Sonderpädagogin zuvor Kinder in der Einzelförderung bei Themen wie Autismus oder ADHS begleitet. Nach ihrem Wechsel in die Schulsozialarbeit 2017 habe sie festgestellt, „dass wenige Dinge unter einem Dach gebündelt sind, es nicht die eine Anlaufstelle gibt“. In der Zeit, in der sie in der Schulsozialarbeit tätig war, sei der Wunsch entstanden, die Systemische Beratung zu vertiefen.
„Ich möchte Menschen, die in schwierigen Situationen sind, ganzheitlich begleiten und Kindern eine Stimme geben.“ Wichtig ist Annika Wagner dabei vor allem eines: „Ich verstehe mich als Raumgeberin, schaffe die Rahmenbedingungen. Ich möchte weg vom gängigen Rollen-Verständnis der Beraterin als Ratgeberin hin zur Beraterin als Begleiterin.“
Die „Systemische Beratung Wagner“ sieht sie als „Sozialunternehmen“, möchte „auf Basis von Normen und Werten gesund wachsen“, wie sie sagt, und hätte langfristig auch gerne Mitarbeiter. Im Vordergrund stehe indes der Wunsch, zu helfen. „Ich möchte meine Begleitung auch Familien ermöglichen, die sich das finanziell nicht leisten können.“
Langfristig funktioniere ihr Geschäftsmodell daher nur mit Unterstützung durch Sponsoren und Fördergelder. Darüber hinaus sieht sie die ihr wichtige Präventionsarbeit in Kooperation mit Krankenkassen in Kindergärten und Schulen als zweites Standbein. „Man kann Familien nur begleiten, wenn man präventiv arbeitet.“
Offiziell hat Wagner ihr Unternehmen zu Ende Juni 2022 angemeldet, startet jedoch aktiv erst mit dem neuen Jahr. „Ich habe die vergangenen Monate genutzt, um mich vorzubereiten. Diese Zeit war mir ganz wichtig.“
In Kooperation mit einer Agentur hat sie ihr Logo sowie Visitenkarten, einen Imagefolder und die Internetseite entwickelt. Ihr Firmensitz befindet sich am Rande Traben-Trarbachs. Mit den Kindern, die sie künftig begleiten wird, möchte Wagner viel draußen arbeiten. Der umliegende Wald, die Wiesen und der Parkplatz sowie die „Materialien“, die die Natur bereithält, eigneten sich ideal dafür.
Dem Start in die Selbstständigkeit begegne sie mit „gesunder Skepsis“. „Ich hoffe, dass mein Angebot von außen, beispielsweise durch Fachstellen, so unterstützt wird, dass ich meinen Weg gehen kann. Und ich fände es toll, wenn die Politik beständige Finanz- und Fördermittel bereitstellen würde.“

„Wir sind und bleiben ein Familienbetrieb“

Barbara Krebs hat kein neues Unternehmen gegründet, sondern den elterlichen Betrieb übernommen – allerdings mit neuem Konzept und nach umfangreichen Umbauten. Seit Mai 2022 führt sie das ehemalige Gästehaus „Warsberger Weinhof“ in Neumagen-Dhron als Hotel. Willkommen sind nicht allein Übernachtungsgäste. Die neu gestaltete Weinwirtschaft sowie das Frühstück stehen auch allen übrigen Besuchern offen.
Als ihr ihre Eltern Ende 2021 eröffneten, dass sie sich langsam aus dem Familienbetrieb zurückziehen möchten, hat Barbara Krebs nicht lange nachgedacht. Der Zeitpunkt schien passend, ausreichend Berufserfahrung brachte die 42-Jährige mit. Nach ihrer Ausbildung zur Hotelfachfrau in Trier führte sie der Weg deutschlandweit in verschiedene Häuser der Sternegastronomie und -hotellerie.
Nach ihrem Betriebswirtschaftsstudium an der Hotelfachschule in Heidelberg war sie als Shopleiterin bei einem Franchisenehmer einer Coffeeshop-Kette beschäftigt, die damals noch „in den Kinderschuhen steckte“. Die Hauptverwaltung lobte sie aus ihrer Filiale nach München weg und betraute sie mit der Aufgabe, das Unternehmen weiterzuentwickeln. Sie erstellte Trainingskonzepte für die Mitarbeiter, kümmerte sich deutschlandweit um das Qualitätsmanagement der Shops. „Ich war sehr stark eingebunden in den Aufbau des noch jungen Unternehmens, habe den Wareneinkauf ebenso mitbekommen wie das Thema Personalkosten. Das war mein Glück. Aus dieser Zeit habe ich unheimlich viel mitnehmen können, wovon ich heute profitiere.“ Weil ihr das permanente Reisen zuviel wurde, kehrte sie dem Job 2011 den Rücken und an die Mosel zurück. Nach zehn Jahren als Empfangs-Chefin im „Richtershof“ und einem Jahr als Director of Sales & Marketing im „Schloss Lieser“ kam dann das Übernahmethema des elterlichen Betriebs aufs Tablett.
„Für mich stand außer Frage, dass ich das Konzept ändern werde“, sagt Krebs. Da die Eltern bis 2018 noch ihr Weingut und bis 2021 eine Straußwirtschaft hatten, lief das Gästehaus als Saison-Garni-Betrieb. „Von einem nur über sechs Monate geöffneten Haus kann ich nicht leben, deshalb musste ich auf Ganzjahresbetrieb umstellen.“
Umfangreiche Umbauten starteten im Februar 2022. So wurde aus dem früheren Frühstücksraum und einem Gästezimmer auf doppelter Fläche die Weinwirtschaft. Weitere Gästezimmer sind in ungenutzten Speicherräumen geplant. „Demnächst werden wir über 20 Betten verfügen“, sagt Krebs.
Rund 350 000 Euro seien für die Um- und Ausbauten veranschlagt. Als „sehr nervenaufreibend“ beschreibt Krebs diese Phase: „Bei einem alten Haus wie unserem kommen immer wieder neue Überraschungen ans Tageslicht.“ Ihren Optimismus verliert sie deshalb nicht: „Wir müssen da jetzt durch. Man kommt zwar zwischenzeitlich mal an seine Grenzen, lernt aber auch ständig dazu. Und wir haben als Familie sehr viel mit Eigenleistung gestemmt.“
Überhaupt ist die Familie der wichtigste Baustein ihres Konzepts. „Wir haben uns so aufgestellt, dass es ein Familienbetrieb ist und bleibt.“ Während sich die Eltern aus der Geschäftsführung zurückgezogen haben, helfen sie im täglichen Betrieb tatkräftig mit. So kümmert sich Mutter Sylvia um die Zubereitung des Frühstücks, unter anderem mit selbstgebackenem Kuchen, macht die Weinproben im historischen Gewölbekeller und zaubert in der Küche bodenständige, traditionell moselländische Gerichte für die Gäste. „Wir halten die Karte überschaubar, haben ein Standard-Angebot und wechselnde Tagesempfehlungen mit regionalem Schwerpunkt. Das ist die Nische, die wir bedienen möchten.“
Vater Klaus ist als „Hausmeister“ im Betrieb unterwegs. Sie selbst kümmert sich neben Hotelbetrieb und natürlich Geschäftsführung um den Service im Restaurant – bei Bedarf unterstützt von ihrem Partner, „der einen Faible für Gastronomie hat“, wie Krebs sagt, und der auch beim Kochen einspringt.
Die Resonanz? „Wir sind überwältigt, wie es angelaufen ist, und die Rückmeldungen sind toll.“ Ihre Erklärung dafür? „Unser großes Plus ist das Familienkonzept, dass wir uns persönlich um unsere Gäste kümmern, alles hausgemacht ist. Die Gäste schätzen das, und uns ist es wichtig.“



Seitenfuß